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Verbände wehren sich gegen Flexibilisierung des Arbeitsgesetzes

Okt 17, 2019 | Archiv, Recht

Eine parlamentarische Initiative will Vorgesetzte und Fachpersonen von der Wochenarbeitszeit befreien und nach einem Jahresarbeitszeitmodell arbeiten lassen. Verschiedene Verbände beklagen eine Aushöhlung des Schweizer Arbeitsrechts und kündigen das Referendum an.

“Teilflexibilisierung des Arbeitsgesetzes und Erhalt bewährter Arbeitszeitmodelle” lautet eine parlamentarische Initiative, die Arbeitnehmende mit Vorgesetztenfunktion und Fachpersonen, die über wesentliche Entscheidbefugnisse in ihrem Fachgebiet verfügen, nach einem Jahresarbeitszeitmodell arbeiten lassen möchte. Dafür müssten sie allerdings bei ihrer Arbeit eine grosse Autonomie geniessen und ihre Arbeitszeit mehrheitlich selber festsetzen können. Die gesetzlich festgelegte Grenze der wöchentlichen Höchstarbeitszeit soll wegfallen, im Jahresdurchschnitt soll jedoch höchstens 45 Stunden pro Woche gearbeitet werden.

Würde die Initiative angenommen, würde das Schweizer Arbeitsrecht praktisch ausgehöhlt, warnt dagegen eine Allianz verschiedener Verbände und Organisationen. Gummibegriffe wie “Leitende Arbeitnehmerin” und “Fachspezialist” würde dem Missbrauch Tor und Tür öffnen. Ein Einsatz am Sonntag und Wochenarbeit bis zu 67 Stunden wären die Folge.

Die “Allianz gegen Stress und Gratisarbeit” kündigte entsprechend das Referendum an, sollte die Initiative durchs Parlament kommen. Die Schweiz habe laut OECD bereits eines der flexibelsten und arbeitgeberfreundlichsten Arbeitsrechte. Im internationalen Vergleich würde in der Schweiz bereits jetzt zu viel gearbeitet. Gerade Frauen und Familien würden unter der Idee besonders leiden. Die aktuell auch zu dieser Initiative tagende Ständeratskommission müsse die Idee abschreiben, so die Allianz.