Karibu: Für mehr Chancengleichheit im Bildungswesen

Karibu: Für mehr Chancengleichheit im Bildungswesen

Deutsch lernen, stricken und nähen, Weiterbildungsangebote besuchen und mit Schweizerinnen und Schweizern austauschen. Mit diesem Programm ist Karibu seit 1995 aktiv. Der gemeinnützige Verein in der Berner Gemeinde Zollikofen hat sich die Qualifizierung von Migrantinnen für die Kinderbetreuung zur Aufgabe gemacht.

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Karibu: Für mehr Chancengleichheit im Bildungswesen

Deutsch lernen, stricken und nähen, Weiterbildungsangebote besuchen und mit Schweizerinnen und Schweizern austauschen. Mit diesem Programm ist Karibu seit 1995 aktiv. Der gemeinnützige Verein in der Berner Gemeinde Zollikofen hat sich die Qualifizierung von Migrantinnen für die Kinderbetreuung zur Aufgabe gemacht.

Freiwillige Kinderbetreuerinnen, mehrheitlich Migrantinnen, werden durch eine Fachfrau unterstützt und begleitet. Sie erhalten Weiterbildungen und Fachaustausch. So werden sie als Mutter und als freiwillige Mitarbeiterin in Erziehungsfragen qualifiziert, heisst es dazu im Projektbeschrieb. Das Ziel ist der berufliche Einstieg im Bereich Kinderbetreuung. Die kostenlose Betreuung der Kinder im Karibu, was «Willkommen» auf Suaheli bedeutet, ermöglicht wiederum armutsbetroffenen oder armutsgefährdeten Müttern den Zugang zu den Integrationsangeboten.

Gegründet von Freiwilligen aus dem kirchlichen Umfeld, beschäftigt der politisch und konfessionell neutrale Verein Karibu heute drei Fachfrauen. Rund 60 Freiwillige, darunter 16 Migrantinnen, sind zudem in der Kinderbetreuung tätig. Das Karibu ist ein zentraler Bereich diakonischen Handelns, so Pfarrerin Simone Fopp, die das Projekt mit aufgebaut hat.

Ende 2020 fallen die kantonalen Subventionen weg, da der Kanton die Ausrichtung seines Integrationsprogramms ändert. Ein Einstiegsangebot für Migrantinnen droht verloren zu gehen, warnen die Verantwortlichen. Auch wird die Kinderbetreuung nicht mehr in der jetzigen Qualität möglich sein. Das Karibu benötigt zusätzliche finanzielle Mittel. Neu wird es 2021 durch die Stiftung fondia unterstützt.

Das Armutsrisiko ist für Haushalte mit Ausländerinnen und Ausländern mit 24 Prozent deutlich höher als für Schweizerinnen und Schweizer mit 11 Prozent. Zahl und Intensität der Armut nehmen seit 2001 zu. Vermehrt unter Druck seien Ausländerinnen und Ausländer auch, da ihnen bei Bezug von Sozialhilfeleistungen die Aufenthaltsbewilligung entzogen werden könne, so die Projektverantwortlichen. Viele wendeten sich deshalb nicht an den Sozialdienst.

Hier setzt Karibu an. Es bietet Weiterbildung und Qualifizierung von Müttern on the job, nimmt eine Vorbild- und Multiplikatorenfunktion der freiwilligen Kinderbetreuung war, bietet Müttern den Zugang zu Bildungsangeboten, wenn sie keine niederschwellige und qualitativ gute Kinderbetreuung vor Ort haben und stellt anderssprachigen Kinder eine Gruppe von zehn bis zwölf deutschsprachigen Kindern.

Unbestritten ist, dass die frühe Förderung die Bildungschancen von Kindern mit Migrationshintergrund erhöht, soziale Unterschiede abschwächt und einen Beitrag zur Armutsprävention leistet, betonen die Projektverantwortlichen. Wichtig sei dabei der Einbezug der Eltern. Ein Erfolgsfaktor sei dabei auch die früh einsetzende Sprachförderung. Diesen Faktoren trage Karibu Rechnung.

Durch die Kinderbetreuung haben Mütter sehr früh Zugang zu Integrationsangeboten, auch wenn sie keine Kinderbetreuung haben. Migrantinnen mit guten Deutschkenntnissen erhalten Informationen zu Kindererziehung und lernen, mit schwierigen Situationen umzugehen. Zudem wirken sie als Multiplikatorinnen und Vorbilder in ihrer Gemeinschaft. Das Projekt trage damit zu mehr Chancengleichheit im Bildungswesen bei, so die Verantwortlichen.

Das Angebot sei bei Migrantinnen sehr gefragt, so gebe es eine Warteliste bei den freiwilligen Kinderbetreuerinnen. Zwischen 12 und 17 Kindern besuchen die Kinderbetreuung, zwischen 20 und 30 Müttern würde die Nutzung der Integrationsangebote ermöglicht. Ab 2021 soll die Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Organisationen der Kinderbetreuung verstärkt werden. Auch wenn die Angebote in Zeiten von Corona aktuell sistiert sind, soll das Projekt im kommenden Jahr zu rasch wie möglich wieder aufleben.

 

 

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