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Corona: Ungleichheiten und Lücken im Netz der sozialen Sicherheit offengelegt

Jun 12, 2020 | Aktuelles - Corona, Archiv, Wohlfahrtspflege

Vor Corona fehlte es an der Bereitschaft und dem politischen Willen, eine Lösung für die Ungleichheiten und Lücken im Netz der sozialen Sicherheit zu finden, so Avenir Social. Die nun begonnenen Massnahmen seien erfreulich, jedoch bleibe die Zukunftsfrage.

Im internationalen Vergleich habe sich gezeigt, dass ein gut ausgebauter Sozialstaat besser vor den Auswirkungen einer Pandemie schützen könne, so der Berufsverband der Sozialen Arbeit Schweiz in einer Medienmitteilung. Gleichzeitig seien die Lücken des Systems offenkundig geworden.

Die Situation von Menschen ausserhalb der staatlichen Auffangnetze wie Menschen ohne Aufenthaltsbewilligung oder Sans-Papiers habe sich die Situation während der ausserordentlichen Lage verschlechtert. Die grosse Herausforderung werde sein, wie mit dem erwarteten Anstieg der Arbeitslosenzahlen und der Zunahme der Sozialhilfebeziehenden umgegangen werde.

Je nach Szenario werde derzeit von 53’000 bis 100’000 zusätzlichen Sozialhilfebeziehenden ausgegangen. Ausschlaggebend hierfür seien die steigende Zahl der Ausgesteuerten und erwerbslosen Selbständigen sowie die sinkende Zahl derjenigen, die sich von der Sozialhilfe lösen könnten. Avenir Social fordere eine nationale Harmonisierung der Sozialhilfe unter der Voraussetzung eines existenzsichernden Leistungsanspruchs.

Auch während der Corona-Pandemie sei Care-Arbeit meist von Frauen übernommen worden, so die Mitteilung. 86 Prozent des Pflegepersonals in den Spitälern, 92 Prozent der Angestellten in der Kinderbetreuung, zwei Drittel der Beschäftigten im Einzelhandel und in der Apotheke, 63 Prozent der Beschäftigten in der Reinigungsindustrie und 80 Prozent in der Sozialen Arbeit seien Frauen. Auch mehr als 60 Prozent der unbezahlten Kinderbetreuung und Hausarbeit in den Haushalten werde von Frauen übernommen. Alles Arbeitszweige, die während der Pandemie aufrechterhalten wurden, so der Verband, der die Umsetzung der Forderungen des Frauenstreiks und die seit 1981 in der Verfassung festgehaltene Gleichstellung von Frau und Mann fordert.