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Behinderten-Organisationen verabschieden Corona-Resolution

Sep 17, 2020 | Aktuelles - Corona, Archiv, Behinderung

Zahlreiche Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie sind nicht auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen abgestimmt, so eine Resolution von Behindertenverbänden. Die Krise dürfe nicht zur Rückschritten auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft führen.

Es liegt in der Natur einer Krise, dass sie bestehende Probleme an die Oberfläche bringt, so der Behindertenverband Inclusion Handicap in einer Medienmitteilung zur Delegiertenversammlung am 18. September 2020. Während der Corona-Pandemie gingen Menschen mit Behinderungen viel zu oft vergessen. Zahlreiche Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie seien zudem nicht auf sie abgestimmt.

Im Hinblick auf eine mögliche zweite Welle richten mehrere Behindertenorganisationen deshalb acht dringliche Forderungen an Politik und Behörden. So sollten Bund und Kantone garantieren, dass ihre Webseiten für die Hilfsmittel der Menschen mit Sehbehinderungen zugänglich seien und auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen sowie gehörlose und hörbehinderte Menschen erreicht würden.

Die grosse Mehrheit der rund 45’000 in Heimen oder Tageszentren betreuten Menschen gehören nicht einer Corona-Risikogruppe an, so die Resolution weiter. Trotzdem hätte für diese kognitiv eingeschränkten oder mit Mehrfachbehinderungen lebenden Menschen das Besuchsverbot gegolten. Somit seien sie teilweise grundlos von ihren Familien und sozialen Kontakten ausgeschlossen worden. Hier müssten Lösungen gefunden werden, die sowohl das Schutzbedürfnis als auch das Recht auf Teilhabe berücksichtigten.

Die Resolution fordert weitere Unterstützung für Eltern, die ihre Kinder mit Behinderungen pflegen. Bestehende Entlastungsmassnahmen reichten dafür nicht aus.

Menschen, die aus medizinischen Gründen keine Masken tragen könnten, seien schrägen Blicken oder Pöbeleien ausgesetzt. Die Behörden müssten diesbezüglich Gegensteuer geben. Die Befreiung von der Maskenpflicht gelte zum Beispiel für Menschen mit Atemwegserkrankungen, die beim Tragen einer Maske zu ersticken drohten, oder Menschen mit Autismus, bei denen Masken Stress und Panik auslösen könnten.

Die Corona-Krise dürfe nicht zu Rückschritten auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft führen, so die Resolution.