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Armut infolge Corona spitzt sich zu, warnt Caritas

Feb 24, 2021 | Aktuelles - Corona, Archiv, Armut und Not

Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz nähert sich einem Höchststand und vielen Betroffenen fehlen die Perspektiven, so Caritas Schweiz zu den sozialen Folgen der Corona-Krise. Hilfsmassnahmen müssten aufrecht erhalten werden, fordert das Hilfswerk.

Die Zahl der Hilfsgesuche und Anfrage in ihren Sozialberatungen hätten im letzten Jahr deutlich über dem Durchschnitt normaler Jahre gelegen und seien mit der zweiten Welle der Pandemie noch einmal angestiegen, so Caritas Schweiz in einer Medienmitteilung.

Die Corona-Massnahmen träfen Geringverdienende besonders hart. Viele suchten erst dann Hilfe, wenn die Reserven aufgebraucht seien, wenn sich Rechnungen stapelten und private Schulden anfielen. Betroffene, die sich zu spät bei der Sozialhilfe meldeten, müssten Lücken in Kauf nehmen. Wenn die Selbständigkeit aufgegeben und dabei die investierten Vorsorgegelder verlorengingen oder wenn junge Menschen ihre Lehre abbrechen müssten, gingen langfristige Perspektiven verloren. Die Arbeitslosigkeit lag im Januar 2021 bei 3,7 Prozent und nähere sich damit dem Höchststand der letzten 20 Jahre, so die Caritas.

Bei der staatlichen Unterstützung bestünden gravierende Lücken, welche Hilfswerke wie die Caritas schliessen müssten. So habe man schweizweit seit Beginn der Krise 17000 Personen mit Direkthilfe in einem Gesamtumfang von mehr als 6 Millionen Franken unterstützt. Haushalte knapp über der Grenze der Sozialhilfe erhielten bei öffentlichen Stellen oft keine Beratung zu finanziellen und administrativen Fragen und seien ebenfalls auf die Hilfswerke angewiesen. Ausländerinnen und Ausländer verzichteten nicht selten auf Sozialhilfe, weil sie fürchteten, ihren Aufenthaltsstatus zu gefährden.

Um die Existenzsicherung möglichst vieler Menschen zu sichern, sei es unerlässlich, dass die Kurzarbeitsentschädigung zu 100 Prozent für tiefere Einkommen bis zum Ende der Pandemie verlängert würde und nicht wie geplant Ende März auslaufe. Der Zugang zu Sozialhilfe und Beratung müsse niederschwelliger werden, damit die Hilfe ankomme. Bei Betroffenen knapp über der Armutsgrenze dürfe nicht einfach zugewartet werden, bis sie sich auf Sozialhilfeniveau befänden, denn so müssten sie sämtliche Reserven aufbrauchen. Auch sei die Grenze der Sozialhilfe heute zu tief angesetzt und verhindere eine soziale Teilhabe.